Im Auftrag der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) befragte das Forschungsinstitut ibi research bundesweit über 2.100 Einzelhändler zu Herausforderungen und Entwicklungen im deutschen Einzelhandel. Im Mittelpunkt der erschienen Studie stehen die Themen IT-Sicherheit, Nachhaltigkeit, Bürokratie und Unternehmensnachfolge. Eine Auswertung für Mainfranken zeigt regionale Strukturen und Entwicklungen in der Branche auf.
Obwohl die Mehrheit der teilgenommenen Unternehmen ein stationäres Ladengeschäft führen (87 Prozent), setzt mehr als jeder zweite Händler auf Multikanal-Vertrieb (54 Prozent). Rein stationäre oder Online-Händler sind in der Minderheit (35 Prozent beziehungsweise 11 Prozent). Dieser Trend ist kein mainfränkisches Phänomen, sondern spiegelt die Entwicklung in Deutschland.
Digitalisierung spielt für viele Händler bereits eine wichtige Rolle, wobei eine Mehrheit noch weitere Umsatzpotenziale in den kommenden fünf Jahren sieht. Steigende Bedeutung erwarten die befragten Händler hierbei insbesondere beim Vertrieb über Apps, Online-Shops, Plattformen wie Amazon und Soziale Medien. Im rein stationären Ladengeschäft rechnen sie hingegen mehrheitlich mit Umsatzrückgängen. Digitale Marketingstrategien wie eigene Websites, Google-Profile und soziale Medien sind weit verbreitet. Bei der Frage nach dem Digitalwissen im Unternehmen sowie der Vorbereitung auf Herausforderungen der Digitalisierung attestieren sich viele teilgenommene Händler eine eher mittlere Kompetenz. Dabei geben sie an, dass Digitalisierung überwiegend Chefsache ist: Nur 25 Prozent haben einen verantwortlichen Mitarbeiter im Unternehmen. Auffällig ist zudem, dass 60 Prozent der Unternehmen weder eine Digitalisierungsstrategie haben noch planen.
Bürokratie und Wettbewerb stellen große Belastungen für den Handel dar. Bürokratische Regulierung wird von über 80 Prozent der Befragten als erhebliche Belastung wahrgenommen. Daneben belastet der Wettbewerbsdruck insbesondere durch Marktplätze wie Amazon und eBay, die 70 Prozent der Händler als problematisch empfinden, das Geschäftsmodell. Doch auch Drittstaatenhändler werden von 67 Prozent der Befragten als Herausforderung benannt. Im Vergleich zu den Ergebnissen für Gesamtdeutschland, ist die Belastung dieser Aspekte in Mainfranken höher ausgeprägt.
Weitere Belastungen ergeben sich durch hohe Energiekosten, die bei 56 Prozent der Befragten die Geschäftslage trüben. Daneben werden der Fachkräftemangel (52 Prozent) und die sinkenden Passantenfrequenzen (50 Prozent) als Umsatzrisiken benannt.
Eine große Herausforderung offenbart die Studie im Bereich der Unternehmensnachfolge. 40 Prozent der Unternehmen plant, innerhalb der nächsten zehn Jahre die Nachfolge zu regeln, 44 Prozent werden sich frühestens in zehn Jahren mit dem Thema befassen. Bedenkt man, dass 63 Prozent der teilgenommenen Unternehmen inhabergeführt sind, ergibt sich hieraus ein Risiko für die Branche, denn fällt der Chef aus, ist die Zukunft des Unternehmens zunächst ungewiss.
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass der Einzelhandel vor erheblichen strukturellen Veränderungen steht. Neben der Notwendigkeit, die Digitalisierung weiter voranzutreiben, stehen die Unternehmen unter dem Druck, sich an neue Wettbewerbsbedingungen und regulatorische Anforderungen anzupassen, während sie zugleich Lösungen für die nachhaltige Sicherung ihrer Zukunft finden müssen.