Gefahr erkannt, Gefahr gebannt
Die Sicherung des Unternehmens ist eine der Hauptaufgaben für kleine und mittlere Unternehmen, die die ersten Schritte in die Selbständigkeit erfolgreich gemeistert haben. Die Praxis zeigt, dass viele junge Unternehmen mit erheblichen Problemen zu kämpfen haben. Rund die Hälfte aller Existenzgründungen überlebt nicht länger als fünf Jahre. Gründe hierfür sind vor allem Fehleinschätzungen des Marktes und der finanziellen Belastungen sowie Fehler in der Unternehmensführung. Aber auch länger am Markt bestehende Unternehmen können in Krisensituationen geraten.
Aktuell kämpfen viele Unternehmen mit den Folgen und Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges, den Nachwirkungen der Corona-Pandemie, Transformationsprozessen, einer schwächelnden Konjunktur, hohen Energiepreisen und unsicheren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Aufgrund der hohen Belastung im operativen Geschäft bleibt für strategische Themen oft zu wenig Zeit, wodurch diese vernachlässigt werden.
Für kleine und mittlere Unternehmen ist es entscheidend, erste Anzeichen einer krisenhaften Entwicklung zu erkennen und darauf zu reagieren. Nur selten geraten Unternehmen von heute auf morgen in Schwierigkeiten – Ausnahmen in der jüngeren Vergangenheit waren die Corona-Krise und der Russland-Ukraine-Krieg. Akute Liquiditätsprobleme haben meist eine längere Vorgeschichte. In der Regel werden die entscheidenden Warnsignale schon einige Zeit vor der Schieflage aufgrund eines fehlenden Frühwarnsystems nicht erkannt. Defizite bleiben zu lange verborgen. In der Krise sind die Möglichkeiten des Unternehmens, einem negativen Trend entgegenzuwirken, oft begrenzt. Eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Themen Risikoerkennung und Krisenprävention ist daher notwendig.
Betriebliches Frühwarnsystem installieren
Für die Früherkennung krisenhafter Entwicklungen ist eine permanente Überwachung der laufenden Unternehmenszahlen und deren regelmäßige Analyse von großer Bedeutung. Die Praxis zeigt, dass gerade in kleineren Unternehmen Risiken und Gefahren oft zu spät erkannt werden oder gar unbemerkt bleiben. Gerade deshalb sollte in jedem Unternehmen ein betriebliches Frühwarnsystem installiert werden. Dabei muss es sich nicht um ein ausgefeiltes betriebswirtschaftliches Instrumentarium oder gar ein teures Softwareprodukt handeln. Oft genügt eine Tabelle, in der die potenziellen Risikofelder und ihre Indikatoren zusammengestellt werden. Für die meisten Krisenursachen sollten typische und geeignete Indikatoren bzw. Kennzahlen überlegt und monatlich erhoben werden.
Das IHK-Krisenthermometer nutzen
Mit der Unternehmenswerkstatt (UWD) bieten IHKs ein modernes digitales Angebot für Unternehmen. Unter www.uwd.de erhalten die Nutzer der UWD mit dem Modul „Sicherung“ einen benutzerfreundlichen, kostenlosen und vertraulichen Zugang zu Informationen und Tools rund um das Themenfeld „Unternehmenssicherung und Krise“. Das Krisenthermometer hat verschiedene Stufen, mit deren Hilfe sich die Struktur der betrieblichen Schwierigkeiten gut als Bild darstellen lässt. Anhand der wichtigsten betrieblichen Größen werden die häufigsten Ursachen für betriebliche Schwierigkeiten zusammengestellt. Diese Größen sind Umsatz, Gewinn und Liquidität. Je nachdem, wie sich diese Größen zueinander verhalten und entwickeln, kann für das Unternehmen festgestellt werden, ob und in welcher Intensität sich das Unternehmen in Schwierigkeiten befindet. Die Intensität der Schwierigkeiten wird mit den Farben dunkelgrün über gelb bis dunkelrot dargestellt (insgesamt sechs Ausprägungen).
Mit dem Krisenthermometer bieten die IHKs Unternehmen die Möglichkeit eines Selbstchecks, der eine erste Standortbestimmung zur Orientierung ermöglicht und je nach Ergebnis geeignete Handlungsansätze und Impulse zur Bewältigung der unternehmerischen Probleme aufzeigt.