Online-Werbung im Wandel: Beliebte Plattformen, personalisierte Ansprache und zukünftige Herausforderungen

Rebecca Hümmer, huemmer kommunikation

Julia Holleber, IHK interviet Rebecca Hümmer

Unternehmen nutzen verstärkt Google Ads, das Microsoft Search Network und Social Ads auf Facebook und Instagram. Um gezielte Werbebotschaften an die richtige Zielgruppe zu senden, setzt Rebecca Hümmer auf Datenanalyse, A/B-Tests und eine persönliche Ansprache. Zukünftige Herausforderungen im Online-Werbemarkt liegen im Datenschutz und der Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz.

Welche Online-Werbemöglichkeiten nutzen Unternehmen derzeit am häufigsten? Gibt es spezifische Plattformen oder Kanäle, die besonders erfolgreich sind?

Wir beobachten einen klaren Nachfrage-Trend: Branchenunabhängig sind Google Ads auf dem Vormarsch. Google hat ja auch in letzter Zeit kräftig die Werbetrommel gerührt und durch die immer stärker werdende Verknüpfung mit Google Analytics werden die Ads stetig attraktiver für Unternehmen; egal ob B2B oder B2C.

Jedoch sollten wir das Microsoft Search Network nicht außer Acht lassen. Damit können Anzeigen nicht nur auf Bing, sondern z. B. ach auf Yahoo und Ecosia erscheinen. Ein starkes Feature ist die Verbindung mit LinkedIn, wodurch Zielgruppen auch nach Jobs gefiltert werden können.

Natürlich sind Social Ads auf Facebook und Instagram weiterhin äußerst beliebt, da sie kostengünstig sind und eine große Reichweite bieten, auch wenn die Conversions bei Google unschlagbar sind.

Aktuell sehen wir im DACH-Raum eine zunehmende Nachfrage nach Werbung auf LinkedIn; besonders im Hinblick auf das Recruiting und den Fachkräftemangel. Die Ads hier sind auch etwas kostspieliger. Wichtig ist mir, dass Werbung auf LinkedIn nicht mit unerwünschten Direktnachrichten verwechselt wird.

Nicht vergessen sollten alle Werbewilligen, dass bezahlte Ads nur ein Teil einer erfolgreichen Online-Marketing-Strategie sind. Es gehört immer das ganze Paket dazu: Website, Social Media, Brancheneinträge usw. Das setzt wiederum voraus, dass eine stringente Corporate Identity zugrunde liegt mit einem fixen Corporate Design, wozu auch ein einprägsames Logo gehört.

Zwei Dinge können die potenziellen Interessent*innen nämlich erwarten: Dass die Versprechen aus der Werbung gehalten werden und einen Wiedererkennungseffekt.

 

Wie haben sich die Präferenzen der Kunden in Bezug auf Online-Werbung entwickelt?

Tatsächlich gibt es zwei Lager: Die einen fühlen sich unwohl dabei, wenn "die Ads" zu viel über sie wissen, die anderen – und das sind die meisten – rechnen mit und erwarten fast schon eine personalisierte Werbeerfahrung. Sie wollen Ads, die auf ihre individuellen Interessen, Bedürfnisse und ihren allgemeinen Lifestyle zugeschnitten ist. Das bedeutet, dass wir personalisierte Anzeigen schalten müssen, um die Zielgruppen individuell abzuholen.

Außerdem tendieren Nutzer*innen oft dazu, Werbung zu bevorzugen, die nahtlos in den Inhalt einer Website oder Plattform integriert ist. Man nennt das auch Native Advertising. Wem es nichts sagt: Das sind Inhalte, die z. B. redaktionell wirken und zur Seite "dazugehören". Das nimmt man einfach als glaubwürdiger wahr. Voraussetzung dafür ist aber hochwertiger Content. Deshalb achten wir verstärkt darauf, informative und ansprechende Inhalte zu produzieren, anstatt nur auf Call-to-Actions und Werbebotschaften zu setzen.

Relativ neu ist auch die Tatsache, dass das Kaufverhalten der Kund*innen in Zeiten von vergangenen Krisen, hoher Inflation und einer Vielzahl von Optionen achtsamer geworden ist. Es gibt viel weniger Impuls-Käufe als früher. Die einzige Lösung ist es daher, die Zielgruppe wirklich ganz genau und regelmäßig neu zu definieren. Es ist entscheidend, die Bedürfnisse und Wünsche zu verstehen und ihnen aus der Seele zu sprechen, um die Zielpersonen zu Leads zu konvertieren und letztendlich zu Käufer*innen, Anrufer*innen usw. zu machen.

 

Wie gehen Sie mit der steigenden Bedeutung von personalisierter Werbung um? Welche Strategien und Technologien setzen Sie ein, um gezielte Werbebotschaften an die richtige Zielgruppe zu senden?

Personalisierte Werbung spielt eine große Rolle. In unserer Agentur setzen wir verschiedene Strategien und Technologien ein, um Werbebotschaften gezielt an die richtige Zielgruppe zu senden.

Ein zentraler Aspekt ist die Datenanalyse. Durch die Auswertung von Daten können wir das Verhalten und die Interessen der Nutzer erfassen. Dadurch erhalten wir wertvolle Einblicke, die uns ermöglichen, beispielsweise Landing Pages und Ads aneinander anzupassen und eine personalisierte Erfahrung für die Besucher*innen zu schaffen.

Ein weiteres Instrument, das wir einsetzen, sind A/B-Tests. Durch das Testen verschiedener Versionen von Werbeanzeigen können wir herausfinden, welche Variante am besten bei der Zielgruppe ankommt und welche Bereiche noch verbessert werden können. Dies ermöglicht uns, kontinuierlich zu lernen und unsere Werbestrategien zu optimieren.

Wichtig ist, auf allen Werbeplattformen eine persönliche Ansprache zu wählen. Wir möchten sicherstellen, dass die Inhalte relevant und ansprechend für die Nutzer*innen sind. Dafür nutzen wir dann natürlich die erhobenen und analysierten Daten.

Bei all diesen Maßnahmen ist es für uns von größter Bedeutung, den rechtlichen Rahmen der Datenschutzbestimmungen einzuhalten. Wir sind uns bewusst, dass der verantwortungsvolle Umgang mit Daten oberste Priorität hat. Auf unserer Website können Sie im Datenschutz genau nachlesen, welche Technologien wir konkret einsetzen. Google Analytics ist beispielsweise eins der Tools, die wir nutzen, um die Effektivität unserer Kampagnen zu messen und zu optimieren.

Noch kurz in diesem Zusammenhang: Mündige Nutz*innen sind das A und O im Netz. Alle sollten sich bewusst sein, dass sie oft eine Wahl haben. Wenn beispielsweise ein Cookie-Banner erscheint, muss man nicht einfach "alle akzeptieren" anklicken aus Angst, Inhalte auf einer Website nicht richtig sehen zu können.

 

Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft des Online-Werbemarkts?

Eine große Herausforderung sehen wir zum einen in der Diskrepanz zwischen Datenschutz und Datenerhebung. Mittlerweile haben Besucher*innen – egal in welcher Branche – ein steigendes Bewusstsein für den Schutz ihrer Daten. Mit der Konsequenz, dass sie immer seltener allen Cookies und Tracking-Mechanismen zustimmen (müssen). Dadurch wird es schwieriger, relevante Daten zu sammeln und Werbung zielgruppengerecht anzupassen. Es ist eine Balance zwischen dem Schutz der Privatsphäre und dem Bedürfnis nach personalisierter Werbung.

Ein vielleicht weniger überraschender, aber klassischer Punkt: Die steigende Konkurrenz. Es entstehen immer neue Unternehmen in der Branche und es gibt die "alten", die erst später auf das Online-Werbe-Boot aufspringen.

In unseren Augen gibt es aber vor allem eine besonders spannende Herausforderung: Die Entwicklung und Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI). Stichwort OpenAI mit Chat GPT oder Bing Chat von Microsoft sowie Google Bard. Die Möglichkeiten, die KI bietet, sind beeindruckend und unterstützen uns dabei, Werbestrategien zu entwickeln. Gerade bei diesem Thema ist es entscheidend, dass wir als Online-Marketing-Experten am Ball bleiben und die Entwicklungen in der Technologie und den Werbemöglichkeiten flexibel und innovativ in unsere Arbeit integrieren. Wer weiß, welche virtuellen Werbemaßnahmen nächstes Jahr der Renner sind?

 

Liebe Rebecca, danke für das Interview!

Interview im Juni 2023 - Julia Holleber, IHK interviewt Rebecca Hümmer