Acht fränkische Wirtschaftskammern haben sich zu einer Kooperation zusammengeschlossen und ihre verkehrspolitischen Forderungen im „12-Punkte-Programm Verkehr“ zusammengefasst. Dieses Forderungspaket wurde erstmals 2006 und 2011 vorgestellt und nun weiterentwickelt. Bei der „Verkehrskonferenz Franken“ in Nürnberg erläuterten die fränkischen IHKs und Handwerkskammern die aus ihrer Sicht vordringlichen Verkehrsprojekte in Nordbayern.
Bei der Veranstaltung in der IHK-Akademie Mittelfranken diskutierten die Wirtschaftsvertreter mit Bayerns Verkehrsministerin Ilse Aigner und Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, ihre Lösungsvorschläge für eine optimale Verkehrsinfrastruktur in Franken. Anwesend waren rund 100 Vertreter von Wirtschaft, Lokal-, Landes- und Bundespolitik, Bauverwaltung und Deutscher Bahn.
Die folgenden zwölf Infrastrukturprojekte für Straße, Schiene, Wasser und Luft sind aus Sicht der IHKs Nürnberg, Aschaffenburg, Bayreuth, Coburg und Würzburg-Schweinfurt sowie der Handwerkskammern für Mittelfranken, Oberfranken und Unterfranken von herausragender Bedeutung für ganz Franken:
- Ausbau der A3: Gefordert werden auf dieser viel befahrenen Autobahn insbesondere der zügige sechsstreifige Ausbau zwischen Aschaffenburg und dem Kreuz Fürth/Erlangen sowie Richtung Südosten. Positiv werten die Kammern den Fortschritt der Ausbauarbeiten zwischen Aschaffenburg und Würzburg, die bereits zu 80 Prozent abgeschlossen sind.
- Ausbau der A6: Die Vertreter der Kammern zeigten sich auf der Verkehrskonferenz zufrieden mit den Fortschritten beim Ausbau südlich von Nürnberg. Nötig sei jedoch ein durchgehender sechsstreifiger Ausbau zwischen dem Kreuz Nürnberg-Ost und der Landesgrenze zu Baden-Württemberg. Alle Abschnitte, die noch nicht im Vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans gelistet sind, müssten dort aufgenommen werden, um die Planungen schnell angehen zu können.
- Ausbau A73: Diese Autobahn stellt eine wichtige Verbindung nach Thüringen dar und ist die wichtigste Strecke für Pendler im Ballungsraum Nürnberg/Fürth/Erlangen. Die Kammern fordern deshalb einen konsequenten Ausbau der mit Staus stark belasteten Autobahn: sechsstreifiger Ausbau zwischen dem Autobahnkreuz Fürth/Erlangen und Forchheim, kreuzungsfreier Ausbau des Frankenschnellwegs innerhalb Nürnbergs sowie sechsstreifiger Ausbau zwischen Hafen-Ost und dem Kreuz Nürnberg-Süd.
- Verlängerung A70: Diese Autobahn ist eine wichtige Ost-West-Verbindung im nördlichen Franken. Die Kammern setzen sich für den Ausbau und die Ergänzung dieser Transversale ein: Verlängerung der A70 westlich von Schweinfurt sowie Ausbau der Bundesstraße 303, sodass eine durchgängige schnelle Verbindung bis zur tschechischen Grenze entsteht.
- Ausbau ICE-Hochgeschwindigkeitstrasse: Ausdrücklich begrüßen die Kammern die Inbetriebnahme der ICE-Neubaustrecke Nürnberg – Erfurt – Berlin. Diese Trasse erreicht aber erst nach Fertigstellung des Abschnitts zwischen Nürnberg und Ebensfeld ihre volle Kapazität, weshalb die Kammern hier auf das Tempo drücken. Sie drängen vor allem auf den dringend benötigten Tunnel im Bereich Fürth und auf weitere Maßnahmen, um noch bestehende Engpässe zu beseitigen und um den Güterverkehr optimal einzubinden. Handlungsbedarf bestehe auch im Regionalverkehr, um diesen besser an den ICE anzubinden.
- Schienenachse Main – Donau: Die Verbindung von Frankfurt über Würzburg, Nürnberg, Regensburg und Passau nach Wien ist eine zentrale Achse für den Personen- und Güterverkehr nach Südosteuropa. Deshalb müsse die bestehende Strecke optimiert werden (u.a. Ertüchtigung für höhere Geschwindigkeiten, Ausweich- und Überholgleise, Optimierung der ICE-Halte, Neubau zwischen Heigenbrücken und Nantenbach).
- Elektrifizierung der Schienenwege in Nordostbayern: Hier sehen die Kammern Handlungsbedarf auf den Achsen Nürnberg – Marktredwitz – Prag sowie Leipzig – Hof – Regensburg sowie bei allen Strecken entlang der sogenannten Oberfranken-Achse.
- Ausbau des S-Bahn-Netzes: Die Kammern würdigen die Fortschritte beim Ausbau der S-Bahnen in der Region Nürnberg. Bedauerlich sei allerdings die Stagnation bei der Realisierung der S-Bahn-Stufe 3 nach Neustadt/Aisch sowie nach Hersbruck/Neuhaus. Nahverkehrsverbindungen mit S-Bahn-ähnlichem Standard halten die Kammern für wünschenswert in den Regionen Bad Kissingen/Schweinfurt/Würzburg sowie Frankfurt/Hanau/Aschaffenburg. Außerdem sollten die Verkehrsverbünde in Franken noch besser aufeinander abgestimmt werden.
- Stärkung der Binnenschifffahrt: Bei der Main-Donau-Wasserstraße fordern die Kammern die Beseitigung von Engstellen und die schnelle Freigabe der Main-Abschnitte, die schon für schwerere Schiffe vertieft wurden.
- Kombinierten Verkehr (KV) stärken: Der Kombinierte Verkehr (sogenannter intermodaler Verkehr, der vor allem die Verkehrsträger Schiene und Wasser verknüpft) trägt stark zur Entlastung der Straßen bei und hat in Bayern schon einen hohen Standard erreicht. Die bestehenden „Hubs“ (Bayernhäfen Nürnberg, Aschaffenburg und Bamberg; Container-Terminals in Hof und Schweinfurt) sollten noch besser an die Seehäfen an Nord- und Ostsee, Adria und in Südosteuropa angebunden werden. Außerdem sollten noch bestehende KV-Engpässe auf der Schiene behoben werden.
- Anbindung Flughafen Nürnberg: Die Kammern dringen weiter darauf, den Albrecht-Dürer Airport Nürnberg direkt an die A3 anzubinden. Auch das Altlasten-Problem am Flughafen bedürfe dringend einer Lösung, um die guten Perspektiven des Flughafens nicht zu gefährden.
- Ausbau des Geschäftsreise- und Werkflugverkehrs: Gefordert wird der Aus- und Neubau von Landeplätzen, um den Albrecht-Dürer-Airport auch als Standort für Geschäfts- und Werkflüge weiterzuentwickeln.
(Quelle: IHK Nürnberg für Mittelfranken)