Fachkräfteeinwanderungsgesetz: Ein erster Schritt in die richtige Richtung – weitere müssen folgen

Mit seiner Zustimmung zum neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) hat der Bundesrat am Freitag den Weg für zahlreiche Neuregelungen bei der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte frei gemacht. Im Mittelpunkt der Gesetzesnovelle steht ein Dreiklang aus mehr Chancen, mehr Möglichkeiten und erleichterten Einreisebedingungen. Für die mainfränkische IHK ist das Gesetz ein erster Schritt in die richtige Richtung. „Von einem modernen Einwanderungsland sind wir aber noch meilenweit ent-fernt“, resümiert IHK-Präsidentin Caroline Trips.

Für die regionale Wirtschaft steht viel auf dem Spiel: Durch unbesetzte Stellen gehen in Mainfranken nach IHK-Berechnungen jährlich mehr als eine halbe Milliarde Euro an Bruttowertschöpfung verloren. „Wir müssen alle möglichen Fach- und Arbeitskräftepotenziale mobilisieren. Die Zuwanderung von Arbeitskräften ist dabei ein zentraler Baustein, ohne den wir die Fachkräftelücke nicht schließen können“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Sascha Genders. Die regionalen Unternehmen begrüßen die neuen Regelungen und sehen darin ein großes Potenzial, mehr Fachkräfte aus dem Ausland anwerben und beschäftigen zu können. Gleichzeitig machen die Unternehmen aber auch deutlich, dass an den bisherigen Schwachstellen gearbeitet werden müsse, insbesondere an der Schnelligkeit und Effizienz der Verfahren.

„Englisch muss zur zweiten Standardsprache werden“

Für Caroline Trips, Geschäftsführerin der TRIPS GmbH aus Grafenrheinfeld und IHK-Präsidentin, enthält das überarbeitete Gesetz durchaus Maßnahmen, die geeignet sind, die Zuwanderung von Fachkräften nach Deutschland zu stärken: „Dass man künftig mit einem staatlich anerkannten Abschluss jede qualifizierte Tätigkeit ausüben kann, eröffnet vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten. Auch die Senkung der Hürden für die Blaue Karte EU als Aufenthaltsstatus für Hochschulabsolventen und die Erleichterung des Familiennachzugs sind Schritte in die richtige Richtung“, so Trips. Gleichzeitig betont die Unternehmerin, dass in Deutschland weiter an einer Willkommenskultur gearbeitet werden müsse. „Dazu gehört für mich unter anderem, dass Englisch in vielen Behörden zur zweiten Standardsprache wird.“ Aufgrund mangelnder Englischkenntnisse sei in der Vergangenheit immer wieder zu Missverständnissen in der Kommunikation und damit zu Verfahrensverzögerungen gekommen.

„Es gibt noch viel Digitalisierungsbedarf“

Auch Lothar Pfeuffer, Geschäftsführer der Pfeuffer GmbH in Kitzingen, hat bereits Erfahrungen mit der Anwerbung und Beschäftigung ausländischer Fachkräfte gemacht. Das Familienunternehmen stellt Produkte für die Qualitätskontrolle in der getreide- und saatgutverarbeitenden Industrie her. Das Unternehmen sucht derzeit Fachkräfte im kaufmännischen, gewerblichen und Entwicklungsbereich. „Wir erhoffen uns besonders viel von der Absenkung der Gehaltsgrenze bei der Blue Card für Hochqualifizierte. Denn dann hätten auch Hochschulabsolventen mit wenig Berufserfahrung eine Chance, mit der Blauen Karte nach Deutschland zu kommen. Das war bisher aufgrund der hohen Gehaltsgrenzen nicht möglich.“ Auch die Möglichkeit, mit der Chancenkarte ohne Arbeitsvertrag nach Deutschland einreisen zu können, bewertet der Geschäftsführer grundsätzlich positiv. „Ich begrüße vor allem die schnellere Verfügbarkeit, die höhere Qualität und die Möglichkeit, direkt mit den Bewerbern ins Gespräch zu kommen.“ Das bedeutet laut Pfeuffer: „Wenn wir aufgrund der Chancenkarte wissen, dass der Bewerber bestimmte Mindeststandards erfüllt, ist das für uns als kleines Unternehmen eine echte Erleichterung, weil wir mehr Sicherheit bei der Vorauswahl und dem Einreisezeitpunkt haben.“ Das sogenannte beschleunigte Fachkräfteverfahren, das es für Arbeitgeber bereits seit 2020 gibt und das die Visaverfahren stark verkürzt, ist für Lothar Pfeuffer hingegen noch stark ausbaufähig. „Das beschleunigte Verfahren trägt bereits dazu bei, die Wartezeit von mehreren Monaten auf wenige Wochen zu verkürzen. Aber es gibt noch viel Digitalisierungsbedarf. Papierformulare, Vereinbarungen und Vorabzustimmungen, die per Post verschickt werden müssen, sind nicht mehr zeitgemäß.“

Für beide Unternehmensvertreter steht fest, dass bei allen neuen Zuwanderungsregelungen die Angebote zum Erlernen der deutschen Sprache nicht vernachlässigt werden dürfen. Die Erfahrungen aus der Praxis hätten gezeigt, dass es hier noch Verbesserungspotenzial gebe. Gerade im gewerblich-technischen Bereich sind Sprachkenntnisse für den Unternehmer Lothar Pfeuffer ein wichtiger Baustein, um fachlich geeignete Bewerber noch besser in den Betrieb integrieren zu können. „Schließlich wollen wir alle, dass gut ausgebildete Fachkräfte auch lange bei uns bleiben.“

Umfangreiche Informationen und IHK-Ansprechpartner zum Thema Zuwanderung finden Interessierte auf der IHK-Homepage unter: www.wuerzburg.ihk.de/fachkraefte/

Information:
Isabel Schauz
Tel. 0931 4194-358
E-Mail: isabel.schauz@wuerzburg.ihk.de